glass-whiskey-table-covered-with-smoke-against-black-background
Whisky, der jedes Wetter kennt
Der Botzer Whisky vom Becherhaus – ein Südtiroler Unikat

Whisky, der jedes Wetter kennt

Whisky aus Südtirol?

Und dann noch einer der auf über 3000 Metern Höhe reift? Was gewiss außergewöhnlich klingt, ist in Ridnaun bereits Realität und sorgt weit über das Tal hinaus für Aufmerksamkeit.

Denn der Botzer Whisky, benannt nach der markanten Bergspitze hoch über dem Talschluss, ist kein gewöhnlicher Tropfen: Er reift unter Extrembedingungen auf dem Becherhaus, der höchstgelegenen Schutzhütte Südtirols und erzählt eine Geschichte von Handwerkskunst, Leidenschaft und Geduld.

02-becherhaus-guus-reinartz
Höhenlage mit Folgen

Dass Whisky in dieser Höhe reift, ist eine Seltenheit – nicht nur in Italien, sondern europaweit. Die extremen Temperaturschwankungen, der ständige Wechsel aus Sonne, Schnee, Regen und Wind, wirken sich direkt auf den Reifeprozess aus.

Holz arbeitet unter solchen Bedingungen besonders stark: Es dehnt sich bei Wärme aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Dadurch dringt das Destillat tiefer in das Fassholz ein und nimmt Aromen auf, etwa Vanille-, Karamell- oder Holztöne.


Doch in dieser Höhe geschieht noch etwas anderes: Der sogenannte „Angel’s Share“, also der Anteil des Whiskys, der im Laufe der Reifung durch Verdunstung verloren geht, fällt deutlich geringer aus. Während im Tal durchschnittlich rund 2,3 % pro Jahr verdunsten (in drei Jahren also etwa 10 % Gesamtverlust), bleiben auf dem Becherhaus mehr Prozente erhalten.

Der Whisky reift also nicht nur anders – er bleibt auch länger stabil im Fass. Geschmacklich führt das zu einem Whisky, der, wie die Macher selbst sagen, „jugendlicher“ wirkt als die vermeintlich genau gleiche Botzer-Version, die im Tal reift: klarer, frischer, feiner in der Holznote, weniger schwer.
manfred-volgger
Produktion mit klarer Herkunft
Hinter der Idee steht Manfred Volgger, Betreiber des Hotels Gassenhof in Ridnaun. Vor über einem Jahrzehnt begann er mit dem Schnapsbrennen, heute ist daraus ein vielschichtiges Projekt geworden.  

Das Gasthaus „Mount Becher“, 2024 als Erweiterung des Gassenhofs eröffnet, beherbergt unter anderem eine Brennerei, eine Käserei, eine Kaffeerösterei und eine kleine Brauerei, alle mit einem Ziel: möglichst viel vor Ort zu produzieren und das mit Zutaten aus Südtirol.

„Uns war von Anfang an klar: Wenn wir schon Whisky machen, dann soll er so viel Südtirol wie möglich in sich tragen. Die Gerste, der Mais, der Roggen – das kommt alles von hier. Wir brennen in Ridnaun, lagern in Südtiroler Höhen, und am Ende ist in jeder Flasche ein Stück Heimat drin“, sagt Volgger.
 
putting-glass-fine-blended-scotch-whiskey-1
Mehr als ein Einzelstück

Der erste Fassjahrgang vom Becherhaus ist sehr gut angekommen, doch das Projekt geht weiter. Zum 130. Jubiläum des Becherhauses im Jahr 2024 wurden erneut zwei 100-Liter-Fässer auf den Berg gebracht, wo sie nun unter den Augen der Natur und des Gesetzes reifen:

Der Lagerraum darf nämlich nicht vor Ablauf der vorgeschriebenen Zeit geöffnet werden – und das auch nur im Beisein der Zollbehörde, denn während der Reifung gehört das Fass streng genommen nicht dem Gassenhof, sondern dem Staat. Erst nach drei Jahren und einem Tag darf es geöffnet und abgefüllt werden.

  
 Schon jetzt gibt es Vorreservierungen für die neuen Flaschen und es ist zu erwarten, dass auch dieser Jahrgang schnell großen Anklang finden wird. Denn die Kombination aus regionaler Handarbeit, extremer Reifung und begrenzter Stückzahl macht den Botzer Whisky zu einem echten Unikat.
chat