Das Almvieh ist sein größtes Glück. Es hat ihn vieles gelehrt – auch das Viehhüten.
Der letzte Morgennebel zieht an den Moarer Weißen vorbei, weiter über die Hochalmwiesen und die begrünten, felsdurchsetzten Gipfel des Lazzacher Tals. Håns ist seit halb sechs Uhr wach und hat gerade gefrühstückt. Wie jeden Morgen schnürt er seine Bergschuhe, bindet den blauen Schurz um, greift den Stock und schultert den Rucksack mit Fernglas, Brotzeit und Trinkflasche. Über die Sonnenseite steigt er hoch zum Joch, um dann über den Bergrücken wieder abzusteigen.
Abends wird er es noch einmal tun, in umgekehrter Richtung. „Ein guter Hirte muss wissen, wo das Vieh umgeht“, sagt Håns. Es ist sein siebter Sommer auf der Moarerbergalm und sein 30. als Hirte. Als er mit zwölf Jahren zum ersten Mal Almvieh hütete, hatte er sich geschworen, es nie wieder zu tun, weil das Wetter damals schlecht war. Ein Hirte ist trotzdem aus ihm geworden.