Mitten im Ort Stange, dem Herzen von Ratschings, liegt die Gilfenklamm – „wohl die eindrucksvollste Felsschlucht Südtirols“, wie es der Heimatforscher Hanspaul Menara ausdrückt. Seit 1984 steht sie als Naturdenkmal unter besonderem Schutz.

Im Mittelalter war Stange bekannt für seine Zollstation, die „Zoll-Stange“, und entlang des alten Jaufenwegs zog früher der Verkehr vorbei. Doch das besondere Abenteuer lag schon immer in der Klamm selbst: Hier wurde jahrhundertelang Brennholz per Holzrift – also Flößerei – den Bach hinuntergetrieben. Das war gefährlich und kräftezehrend, denn die engen und wilden Schluchten verlangten den Männern alles ab.

Ende des 19. Jahrhunderts setzte der Tourismus ein. Zwei Männer, der Gastwirt Karl Wiedner und Bezirksrichter Franz Engl, machten sich daran, die Gilfenklamm für Besucher sicher zugänglich zu machen. Mit viel Mut und Aufwand entstanden ab 1893 Wege, Brücken und sogar eine in den Felsen geschlagene Galerie, sodass die Besucher die spektakulären Tiefen und Wasserfälle gefahrlos erleben können.

1898 wurde die Klamm feierlich in „Kaiser Franz Josef-Klamm“ umbenannt, anlässlich des 50-jährigen Thronjubiläums des Kaisers. Mit Festumzug, Musik und kirchlichem Segen sollte dieser neue Name die Bedeutung der Klamm unterstreichen. Doch trotz aller Feierlichkeiten setzte sich die etwas umständliche Bezeichnung bei der Bevölkerung nie wirklich durch – bis heute ist sie für alle schlicht und einfach: die Gilfenklamm. Während der Kriegsjahre verfiel die Weganlage zunehmend, doch 1961 wurde sie umfassend restauriert und wiedereröffnet.

Heute zieht die Klamm Wanderer, Naturfreunde und Abenteuerlustige in ihren Bann – genau wie schon vor über 100 Jahren.